Nach einer schlaflosen oder unzureichenden Nacht fühlt man sich am nächsten Tag oftmals nicht ausreichend erfrischt, die Aufmerksamkeit ist eingeschränkt und es steigt keine wirkliche Lust auf. Schlafmangel reduziert die Leistungsfähigkeit und eine stete Mattigkeit begleitet den Tag nach einem kurzen Schlummer.
Eine kurze Siesta verspricht Linderung. Allerdings ist meistens die Zeit knapp und ein paar Minuten Powernapping erscheinen besser als gar nichts. Die Wissenschaftler des Sleep and Learning Lab der Michigan State University (MSU) haben die Effektivität von Tagesschläfchen untersucht, um herauszufinden, wie lange das Nickerchen sein sollte, um die Leistung wieder herzustellen.
Sie sind an dem Verständnis von kognitiven Einbußen aufgrund von Schlafmangel interessiert. Bei unserem Forschungsprojekt haben wir uns gefragt, ob ein kurzes Dösen während der Deprivationstestphase die Defizite ein wenig mindern könnte", sagte Kimberly Fenn, Professorin der Michigan State University und Leiterin des Forscherteams.
An dieser Untersuchung nahmen 275 Versuchspersonen mit einer gleichen Anzahl an Männern und Frauen in einem Alter ab 18 Jahren teil. Kurz vor Beginn des Studiums bat man die Studierenden, intellektuelle Aufgaben zu erfüllen, um zu ermitteln, aus welchem intellektuellen Zustand jeder Einzelne kam. Im Rahmen der Studie wurden Aufgaben, die sich auf das Aufmerksamkeitslevel und die Erinnerungsfähigkeit bezogen, an die Teilnehmer gestellt. Sie wurden dann willkürlich in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe erhielt die Anweisung, zu Hause eine vollständige Nachtruhe zu bekommen. Der zweiten Gruppe wurde dagegen aufgetragen, im Labor maximal ein halbstündiges Schläfchen zu machen.
Die dritte Gruppe wurde dazu verdonnert, im Labor zu verweilen und die ganze Nacht wach zu bleiben. Am nächsten Tag forderten sie alle drei Gruppen auf, die gestellten Aufgaben des Vorabends erneut zu bewältigen. Diejenigen, die die Nacht durchgemacht hatten, lösten die intellektuellen Aufgaben mit Leichtigkeit. Ihre Resultate wiesen keine Unterschiede im Vergleich zur vergangenen Nacht auf. Die intellektuellen Fähigkeiten der Gruppe wurden durch den ausreichenden Schlaf nicht beeinträchtigt. Die anderen beiden Gruppen präsentierten ein erschreckend unzureichendes Ergebnis.
Sowohl die Gruppe, die die Nacht über ohne Schlaf verbracht hatten, als auch die Gruppe, welche eine Siesta einlegen durften, stellten bei der Problemlösung erhebliche Fehler an. Die Gruppe, die über Nacht geblieben war und einige kurze Pausen gemacht hatte, litt immer noch unter den Auswirkungen des Schlafmangels und machte deutlich mehr Fehler als ihre Kollegen, die nach Hause gegangen waren und eine volle Nacht geschlafen hatten. Kimberly Fenn konstatierte: „Jeder um 10 Minuten verlängerte Tiefschlafphase senkte die Fehlerquote nach Unterbrechungen um etwa 4 %“. Darüber hinaus begründeten die Forscher die Wichtigkeit der Tiefschlafphase für die Erneuerung sowie für die intellektuellen/kognitiven Fähigkeiten. Um in tiefe, ruhige Schlafphasen einzutauchen, muss man eine bestimmte Zeitspanne schlafen. Im Laufe einer normalen Nacht mit ausreichend Schlummer, erreicht man drei Tiefschlafstufen und die erste tritt nach etwa 45 Minuten ein. Im Durchschnitt verbringen Schläfer in solchen Stadien 15 bis 25 Prozent ihrer Schlafzeit.
Eine Beeinträchtigung des Tiefschlafs führt zu Konzentrationsstörungen, Nervosität oder abgeschwächter Leistungsfähigkeit. Dies ist ein allgemein anerkanntes wissenschaftliches Faktum, weshalb die Ergebnisse der Untersuchung nicht überraschend sind. Die Forscher kamen am Ende ihrer Studie zu dem Schluss, dass ein Nickerchen mehr als eine Stunde andauern sollte, um mindestens eine Tiefschlafphase zu beenden. Kimberly Fenn stellte fest, dass es bei einem kurzen Schläfchen von 30 oder 60 Minuten zu keiner messbaren Veränderung der Produktivität kam.